In einigen Bundesländern besteht bereits eine Solarpflicht für Wohnhäuser. Die Ampel-Koalition strebt an, diese deutschlandweit für Neubauten einzuführen. Damit soll die Umstellung auf erneuerbare Energien in Deutschland beschleunigt werden. Dies erfordert jedoch einfache und schnellere Prozesse für Bauleute und Hausbesitzer. Der Planungsprozess stellt hierfür einen wirksamen Hebel dar. Verbesserte Prozesse helfen allerdings nicht nur den Eigentümer. Gerade Unternehmen, die Solaranlagen installieren, profitieren von schnelleren und effizienteren Abläufen. Automatisierte Verfahren, gestützt von Machine Learning und künstlicher Intelligenz, können dabei zum entscheidenden Faktor werden.
Die Politik gibt die Richtung vor
Die von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag verankerte Solarpflicht für Neubauten soll zuallererst zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Die konkrete Ausgestaltung steht allerdings noch aus. Baden-Württemberg geht hier als Pionier voran und hat die Pflicht zur Installation einer Solaranlage eingeführt; seit kurzem auch für Wohngebäude, deren Dach grundlegend saniert wird. Verbesserungen zum Klimaschutz sind schon lange ein Bedürfnis der Bevölkerung und dennoch nicht der einzige Grund für das erhöhte Interesse an Solaranlagen. Gerade die aktuell hohen Energiepreise sind für viele ein Anlass, über einen Umstieg auf erneuerbare Energieträger nachzudenken. Zudem steigert die Installation einer Solaranlage für gewöhnlich den Wert eines Neubaus, da auch potenzielle Käufer und Mieter zunehmend nachhaltige Gebäude schätzen und ihren Energiebedarf gern durch erneuerbare Quellen decken lassen.
Bürokratische Hindernisse
Dennoch zögern manche Interessenten noch, gilt es doch zahlreiche Hürden zu überwinden, bis die fertige PV-Anlage auf dem Dach Strom erzeugt. Die Installation von Solaranlagen etwa nimmt noch sehr viel Zeit in Anspruch. Wer sich heute für eine PV-Anlage entscheidet, muss für den gesamten Prozess von der Kontaktaufnahme bis zur Nutzung nicht selten ein Jahr einplanen. Verantwortlich hierfür sind unter anderem bürokratische Hindernisse, wie der oft langwierige und komplexe Genehmigungsprozess für den Bau einer Solaranlage. Auch die Anbindung an das Stromnetz bringt bürokratischen Aufwand mit sich. So ist es erforderlich, einen Antrag bei einem Netzbetreiber zu stellen und bestimmte technische Anforderungen zu erfüllen. Um die Einspeisevergütung für den Strom zu erhalten, müssen Betreiber von Solaranlagen fristgerechte Anträge bei der Bundesnetzagentur stellen. Hinzu kommt, dass der Bau einer Solaranlage baurechtlichen Vorschriften unterliegt. Die genannten Prozesse sind wichtig, das leuchtet ein. Die Kritik betrifft deshalb vor allem die veralteten Praktiken. Bei Behördengängen fällt auch heute noch eine Menge Papierkram an, der erst Tage später im Briefkasten liegt. Gerade in Deutschland ist sind noch große Teile des Prozesses nicht automatisiert. Bis die Formalitäten erledigt sind, geht also eine Menge Zeit ins Land.
Wie sich die Installation von Solaranlagen beschleunigen lässt
Zu diesen bürokratischen Hindernissen kommen noch technische Aspekte bei der Planung und Installation. Wie auch die Behörden, setzen zurzeit viele PV-Installationsfirmen auf manuelle Prozesse. Diese sind mit großem Aufwand verbunden, denn die Planung einer Solaranlage erfordert eine sorgfältige Analyse des Standorts und diverser technischer Aspekte. Dabei ist das Potential groß: Digitalisierte Verfahren können diese Planungsprozesse beschleunigen und Solarteur:innen so der großen Nachfrage nach Solaranlagen besser gerecht werden.
Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die verschiedenen Arbeitsschritte und wie moderne technische Verfahren gekoppelt mit Softwarelösungen diese verbessern können. Für viele Installationsunternehmen ist ein erster Besuch vor Ort notwendig, um die Dachflächen präzise zu vermessen. Aus den Dachmaßen entsteht mit manuellem Aufwand eine technische CAD-Zeichnung. Dann planen die Solarteure entsprechend PV-Paneele auf den geeigneten Dachflächen und stellen Berechnungen zum Ertrag an. So weit, so aufwendig.
Bereits den ersten Schritt kann moderne Planungssoftware effizient beschleunigen, wenn sie auf LiDAR („Light Detection and Ranging“) und hochauflösende Satellitenbilder setzt. LiDAR sendet Laserstrahlen aus, die von Objekten in der Umgebung reflektiert werden. Dadurch entstehen dreidimensionale Landkarten, die Auskunft über die genaue Topographie des Areals geben. Anhand der HD-Kartenbilder und LiDAR-Daten kann mithilfe künstlicher Intelligenz in Sekundenschnelle ein präzises 3D-Dachmodell erstellt werden.
Aber auch die folgenden Schritte kann eine ausgereifte PV-Planungssoftware effizienter bewältigen. Sie gibt die Bestrahlungsstärke auf dem Hausdach an und führt im Handumdrehen Verschattungsanalysen durch. Dadurch lässt sich die Sonnenverfügbarkeit eines Standorts besser einschätzen, indem beispielsweise der Schattenwurf eines Nachbargebäudes und auch eines Baumes einberechnet wird. Wo es früher noch wochenlange Beobachtungen erforderte, um die entsprechenden Daten zu sammeln und auszuwerten, bezieht die Software heute automatisch Geländedaten mit ein. Solarplaner haben dadurch ein genaues Verständnis der tatsächlichen Bestrahlungsstärken an jedem beliebigen Standort, ohne dass sie ihr Büro verlassen müssen. Bei der Installation der Solaranlage vor Ort stellen die präzisen 3D-Modelle des Hauses sicher, dass die Module wie geplant auf dem Hausdach installiert werden können.
Für Nutzer steht zudem ein Kostenüberblick bereit. Die Eingabe des bisherigen Energieverbrauchs bestimmt dabei die Dimensionierung der Anlage. In Kombination mit dem erwarteten Eigenverbrauch und der Einspeisevergütung lassen sich so schon vor Installation das Einsparpotential, aber auch die Amortisationszeit der Anlage berechnen. Das hilft Kund:innen bei der eigenen Entscheidung und bei einer etwaigen Kreditanfrage bei ihrer Bank.
Kommt es im letzten Schritt zur Unterschrift, dann trägt die digitale und rechtskonforme Abwicklung per elektronischer Unterschrift weiter zur effizienten Zusammenarbeit bei. Der transparente Prozess kann zudem zu einer Stärkung des Vertrauens untereinander beitragen und wirkt sich positiv auf den Ruf der Installationsfirma aus, wenn beispielsweise zufriedene Kunden Weiterempfehlungen aussprechen.
Wie Solarunternehmen von effizienteren Prozessen profitieren
Im Moment scheinen die Geschäftskosten in allen Branchen zu steigen. Um weiter zu wachsen und rentabel zu bleiben, müssen auch Solarunternehmen alles tun, um ihre Betriebskosten zu senken und die Wertschöpfung durch ihre Mitarbeiter und Ressourcen zu maximieren. Häufige menschliche Fehler, wie die Auswahl falscher Komponenten, können für Unternehmen kostspielige Folgen haben. Hier kann Automatisierung helfen und Fehler reduzieren.
Da effiziente, präzise Entwürfe das Herzstück eines jeden erfolgreichen Solarprojekts sind, setzen viele Unternehmen auch hier an. Nach der Erstellung des 3D-Modells sollten Installateure Stresstests und Simulationen durchführen, um so später auftretende Probleme schon im Vorfeld zu lösen. Es lohnt sich, hier auf Details zu achten, denn die Zahl der Änderungsaufträge reduziert sich so erheblich und jeder Änderungsauftrag kostet zusätzlich Geld. So führt nach Angaben der Solar Energy Industries Association (SEIA) und der Solar Foundation jede Woche Verzögerung beim Installationsprozess dazu, dass Kunden den Auftrag um fünf bis zehn Prozent wahrscheinlicher stornieren. In der Solarbranche ist Schnelligkeit ein Schlüssel zum Erfolg.
Mit Effizienz und Schnelligkeit gegen den Klimawandel
Es bleibt festzuhalten, dass vom Einsatz modernster PV-Planungssoftware Kunden wie Installateure gleichermaßen profitieren. Teure und zeitintensive Arbeitsschritte, wie das mehrmalige Begehen und das manuelle Vermessen von Dächern, entfallen. Solarunternehmen sparen damit Geld, das für die Erweiterung des Unternehmens, ein wettbewerbsfähigeres Angebot oder für den Ausbau des Vertriebsteams verfügbar wird. Auf Änderungswünsche kann eine ausgereifte PV-Planungssoftware heute live reagieren und Unternehmen sind in der Lage, ihren Kunden während des gesamten Prozesses nachvollziehbar alle Arbeitsschritte zu demonstrieren und formellen Aufwand zu reduzieren.
Eine moderne PV-Planungssoftware bietet einen wirksamen Hebel zur Umsetzung der Solarpflicht. Mit einer konsequenten Umsetzung wäre nicht nur Solarfirmen und Privatleuten, sondern der Welt insgesamt geholfen. Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft und es wird Zeit, dass sie für alle zugänglich werden und jeder einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann.
Autor: Christopher Hopper, CEO und Mitgründer von Aurora Solar